Kurz nach Sonnenaufgang wurde ich wach. Ich beschloss, nach fast einwöchiger Abstinenz, eine der Duschen zu nutzen und suchte eine solche auf. Sparsam, wie die Leute hier sind, hatte auch die Dusche nur einen Wasseranschluss. Dieser ist wechselwarm. Früh ohne Sonne kalt, nachmittags mit Sonne lauwarm. Aber nach einer Woche sind die Ansprüche bereits weit gesunken und das kalte Wasser war ok.
Nach dem Duschen ging ich frühstücken und mußte dabei feststellen, wie hart dieses Rallyeleben eigentlich ist.
Vom Frühstück gestärkt beschloss ich in die Stadt zu fahren. Dies mit dem Ziel etwas Obst und eine Sim-Karte zu erwerben. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit den Tagesberichten bereits weit hinterher und wollte heute wieder auf den aktuellen Stand kommen. Und ein wenig Diesel konnte der Golf für die letzten beiden Etappen auch noch vertragen.
Die Verkehrssituation in Noakchot ist wie bereits 2014 und 2016 für Europäer ein wenig gewöhnungsbedürftig. Fahrbahnmarkierungen und Ampeln dienen mehr als Empehlung.
Im Zentrum angekommen stoppte ich den Golf an einem Obststand und kaufte einige Mandarinen. In diesem Moment kam auch schon (ähnlich wie 2014) ein mauretanischer Touristenführer auf und fragte mich, ob er mir helfen könnte. Und da ich ja noch eine Sin-Karte für das Handy brauchte, sagte ich ja. Ich schilderte ihm mit meinem perfekten Englisch meine Bedürfnisse und schon machte er sich auf den Weg. Nur wenige Minuten später war er mit einer Sim-Karte zurück.
Da der Obststand mitten in der brennenden Sonne stand, fuhr ich den Golf noch kurz in eine Seitenstraße und parkte dort im Schatten.
Mein Touristenführer hatte es sich inzwischen auf einem Betonpodest bequem gemacht und bot mir den Platz neben sich an.
Er gab mir die Sim-Karte, ich legte diese in mein Handy ein, gab ihm dieses und er begann dann mit dem Eintippen diverser Zahlenkombinationen zum Aktiveren der Sim-Karte und dem Aufladen des Guthabens.
Dieverse SMSen kamen an und er war sichtlich glücklich, das alles so hinbekommen zu haben. Nur leider ging das Internet noch nicht. Es fehlte noch der richtige APN (Zugriffspunktname) für die Nutzung des Internets. Den wußte er nicht. Er telefonierte mehrfach mit irgend jemanden und sagte mir dann, wir müßten zu einem Freund von ihm, der wüßte das.
Ich fragte wie weite der Weg ist und er sagte „Nicht weit, gleich hier um die Ecke“. Ich glaubte das und folgte ihm. Doch der Weg weg vom Golf wurde immer weiter. Und alle meine Sachen waren im Golf. Ich machte meinem Touristenführer also immer energischer klar, dass mir der Weg zu weit ist. Er sagte immer „es ist nicht mehr weit“. Und als es um eine weitere Ecke gehen sollte, sagte ich ihm, dass es mir jetzt reicht und ich nicht mehr weiter mitgehe. Er meite dann, ich sollte doch hier warten, er kommt mit seinem Freund vorbei. Also wartete ich und der ging weiter. Ich wartete noch 5 Minuten. Von meinem Touristenführer war aber nichts mehr zu sehen. Ich beschloss daher, den Rückweg zu meinem Golf anzutreten. Auf dem Weg dorthin realisierte ich, dass ich die Sim-Karte und das aufgeladene Guthaben noch nicht bezahlt hatte.
Ich fuhr deshalb anschließend mit dem Golf an die Stelle, an der ich mich von meinen Touristenführer getrennt hatte. Aber er war weg. Und ich hatte eine kostenlose Sim-Karte. Um endlich wieder Verbindung zur Außenwelt zu bekommen, ging ich in den nächsten Handy-Laden und ließ dort den Verkäufer den richtigen APN eingeben. Es war eine Sache von Sekunden und mein schlechtes Gewissen war innerhalb von Sekunden verflogen.
Ich hielt dies für eine ausreichende Menge an Streß für diesen Tag und fuhr zurück Richtung Campingplatz. Auf dem Weg dorthin steuerte ich noch eine Tankstelle und einen kleinen Supermarkt an, in dem ich noch einige Dosen Cola kaufte.
Auf dem Campingplatz angekommen gab es bereits Mittagessen. Was für ein Streß und das an einem Ruhetag.
Nach dem Essen begann ich mit dem Schreiben des Berichtes über die Wüstenetappen. Doch da die Internetverbindung immer wieder abbrach, war kein Hochladen des Berichtes und der Bilder möglich und ich beschloss, das Ganze auf den Ruhetag in St. Louis zu vertagen.
Zwischenzeitlich ging auch die Sonne unter und es war bereits wieder Zeit für das Abendessen.